Main-Campus-Stipendiatenwerk

15 Jahre interdisziplinäre Spitzen– und Exzellenzförderung

24. März 2023, von Jens-Ekkehard Bernerth

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Seit 2008 fördert das Main-Campus-Stipendiatenwerk die Wissenschaft in Frankfurt am Main. Seitdem sind 280 Stipendiatinnen und Stipendiaten von der Goethe-Universität, der Frankfurt University of Applied Sciences, der Provadis Hochschule, der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst und der Städelschule begleitet, gefördert und weitergebildet worden.

Die Idee für das Main-Campus-Stipendatenwerk geht auf Prof. Dr. Klaus Ring zurück. Der ehemalige Präsident der Goethe-Universität und Gründervater der Stiftung Polytechnische Gesellschaft erkannte den Bedarf an einem Frankfurter Stipendienprogramm für besonders engagierte und exzellente Studierende sowie junge Lehrende in Erziehungsverantwortung; die Studierenden und angehenden Doktoranden sollten zum einen sich durch die finanzielle Unterstützung vollständig auf das Studium konzentrieren, zum anderen die Lehrenden sowie die Studierenden durch Fortbildungen vollumfänglich und qualitativ hochwertig weiterqualifiziert werden.

Die größte Besonderheit am Main-Campus-Stipendiatenwerk ist jedoch die Interdisziplinarität. Biologen treffen auf Musikerinnen, Mathematiker auf Psychologinnen, Politikwissenschaftlerinnen auf Chemiker, Philosophen auf Erziehungswissenschaftlerinnen. So verbinden sich die wissenschaftlichen Porträts der Stipendiaten zu einer kleinen, aber feinen interdisziplinären polytechnischen Gelehrtenrepublik.

Allen Stipendiatinnen und Stipendiaten ist gemein, dass sie nicht nur hervorragende Studienergebnisse vorweisen können, sondern sich auch ehrenamtlich engagieren.  Neben sozialem Engagement übernehmen sie oftmals auch Aufgaben in den Projekten der Stiftung, etwa als Botschafterinnen und Botschafter der Wissenschaft bei den Jungen Forschern, als Dozentinnen und Dozenten beim Kolleg für junge Talente oder als Mentorinnen und Mentoren für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Digitechnikums, der Zukunftswerkstatt für IT-begeisterte Schülerinnen und Schülern von Frankfurter Schulen. So erfüllen die Main-Campus-Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Kriterien, die sich die Polytechnische Gesellschaft vor 200 Jahren gab, nämlich die Verbindung von Bildung, Wissenschaft, Kultur und Verantwortung. Doch ist gerade dieser Austausch eine weitere Besonderheit des Programms, in dessen Verlauf auch besondere Orte Frankfurts wie beispielsweise die Europäische Zentralbank besucht werden: "Das Main-Campus-Programm bietet ja sehr viel mehr als finanzielle Unterstützung," hebt Dr. Maris Bauer, Alumnus der zweiten Generation, hervor. "Die Möglichkeiten zur Begegnung mit Menschen aus verschiedensten Lebensbereichen der Frankfurter Stadtgesellschaft fand ich sehr bereichernd."

Impressionen der Aufnahme der 10. Generation

Im Jahr 2023 wurde die zehnte Generation aufgenommen. 31 begabte Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler werden in den nächsten Wochen und Monaten im Stipendium zusammenkommen, sich untereinander kennenlernen und in erstklassigen Seminaren weitergebildet werden. Die Seminare sind für viele Ehemalige ein Höhepunkt und erhalten großes Lob, beispielsweise von Dr. Franziska Stegemann: "Ich konnte meine persönlichen Fähigkeiten in den exzellenten Seminaren schärfen", lobt die Main-Campus-doctus-Alumna der 7. Generation, die derzeit in den USA an der URMC Rochester forscht.

Der Bedarf an hochqualifizierter Wissenschaft ist groß, wie Prof. Dr. Frank Dievernich in seiner Begrüßungsrede bei der Aufnahmezeremonie betonte: "Wissenschaft war wohl nie so wichtig, wie es derzeit der Fall ist. Es dürfte kein Zweifel an der dringend benötigten Relevanz von exzellenten Nachwuchswissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern geben. Wir leben in einer wissenschaftsbasierten Zeit und haben besonders in der Corona-Pandemie gemerkt, wie stark Wissenschaft in politische Entscheidungen hineinreicht. Ohne Wissenschaft geht es nicht, schon gar nicht in unserer hochdifferenzierten Gesellschaft."

Tobias König, Bereichsleiter Wissenschaft und Technik und für das Main-Campus-Stipendiatenwerk verantwortlich, unterstreicht die Bedeutung des interdisziplinären Ansatzes im Projekt: "Unsere Main-Campus-Stipendiaten bringen neben ihrer Fachexpertise gesellschaftliches Engagement und Verantwortungsbereitschaft mit. Das ist polytechnisch! Doch die Herausforderungen der aktuellen Zeit sowie der in der Zukunft sind derart anspruchsvoll, dass es die Wissenschaft mit ihren Erkenntnissen braucht, um der Gesellschaft eine lebenswerte Zukunft zu sichern. Dabei spielt ein neuer Aspekt eine entscheidende Rolle: Wissenschaft und damit ihre Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler müssen transdisziplinär agieren, die Erforschung komplexer Probleme muss zeitgleich aus unterschiedlichen Perspektiven angegangen werden. Funktionierende Netzwerke wie das Main-Campus-Stipendiatenwerk spielen dabei eine wichtige Rolle."

Fragt man Ehemalige, zeichnet sich ein eindeutiges Bild: Main-Campus wirkt. Und die Interdisziplinarität wird in höchsten Tönen gelobt: "Ich habe den Austausch mit den Mitstipendiaten aus anderen Fachbereichen, die ich vermutlich sonst nie getroffen habe, sehr genossen", sagt Dr. Sarah Oelsner, Alumna der vierten Generation. Dr. Kai Schnorr, ebenfalls Alumnus der vierten Generation, ergänzt: "Die Zeit im Stipendiatenwerk hat mich sehr geprägt. Ich war Teil einer unglaublich kreativen und tatkräftigen Gemeinschaft, deren Potenzial bis heute in ihrer Verschiedenheit liegt. Der Austausch mit dem Netzwerk hat mich immer motiviert, wach und hungrig zu bleiben und Neues zu lernen. Ich stelle immer wieder fest, wie sehr mich diese Zeit vorangebracht hat."