Mit der neuen Förderlinie "Psychische Gesundheit" unterstützt die Stiftung Polytechnische Gesellschaft Projekte, die sich in besonders wirkungsvoller Weise für die psychische Gesundheit in Frankfurt engagieren. Im Gespräch verraten Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich, Vorstandsvorsitzender der Stiftung, und Daphne Lipp, Leiterin des Förderbereichs, die Hintergründe der neuen Stiftungsinitiative.
"Klimawandel, Pandemie, Krieg in Europa oder steigende Lebenshaltungskosten: In den letzten Jahren reihte sich eine Krise an die nächste und insbesondere Stadtgesellschaften stehen unter einem hohen Transformationsdruck. All das spiegelt sich in der psychischen Verfassung der Bevölkerung wieder. Das ist der Grund, warum wir als Stiftung noch stärkere Aufmerksamkeit auf das Thema Psychische Gesundheit lenken wollen und hier deutlich Flagge zeigen", fasst Prof. Dievernich die Motivation zur Errichtung der Förderlinie zusammen. Daphne Lipp, Leiterin des Förderbereichs der Stiftung, ergänzt: "Fast jeder dritte Mensch leidet im Laufe seines Lebens an einer psychischen Erkrankung. Die aktuellen Fallzahlen sind sehr hoch, die Pandemie hat insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, aber auch bei Erwachsenen, ihre Spuren hinterlassen. Deshalb finden wir es wichtig, uns für die psychische Gesundheit in Frankfurt starkzumachen."
Bereits in der Vergangenheit hat die Stiftung Polytechnische Gesellschaft Projekte aus dem Bereich der Psychischen Gesundheit unterstützt. Darunter das Projekt "Call-a-Cab" für Studierende in schwierigen Situationen, die Schulprojekte "FLASH" und "LENZ" zur Aufklärung über psychische Erkrankungen, das Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche oder die psychosoziale Beratung von Geflüchteten. Auch die Projekte aus dem Bereich der Frühen Hilfen, wie die Willkommenstage in der frühen Elternzeit oder die Babylotsen, bieten Unterstützung.
Trotzdem stellt die neue Förderlinie ein Novum in der Stiftungshistorie dar: Ein 120.000 Euro schwerer Fördertopf, der ausschließlich an Projekte und Initiativen ausgeschüttet wird, die sich dem Thema Psychische Gesundheit widmen. "Die Wartezeiten für Therapieplätze sind sehr lang", weiß Daphne Lipp. "Ich denke, es ist wichtig zusätzliche unterstützende Angebote zu schaffen. Als Stiftung können wir nicht zur Regelversorgung beitragen. Aber es gibt viele Möglichkeiten, auf das Thema aufmerksam zu machen, Betroffenen zu helfen und Angehörige zu stärken", führt sie weiter aus. "Es ist wichtig, dort zu unterstützen, wo schon gute Strukturen vorhanden sind, die wachsen wollen oder aber vielleicht noch nicht bekannt sind. Auch das ist ein Punkt, an dem wir mit der Förderlinie zur psychischen Gesundheit ansetzen können", betont Prof. Dievernich. Lipp führt weiter aus: "Im Rahmen der Förderlinie möchten wir zum einen gesundheitsfördernde und präventive Ansätze unterstützen, zum anderen Informationen und Aufklärung über psychische Erkrankungen, die auch zur Entstigmatisierung beitragen sollen. Und wir möchten Betroffene und ihr Umfeld unterstützen. Hier geht es auch um die Frage der Teilhabe."
2023 gibt es zwei Fristen, an denen gemeinnützige Träger aus Frankfurt finanzielle Unterstützung für ihre Projekte einreichen können. Die erste Frist lief am 15. April aus, die zweite ist für den 15. September 2023 terminiert. Der Orientierungsrahmen zur Förderung einzelner Projekte liegt zwischen 2.500 und 20.000 Euro. Die Bandbreite der förderfähigen Projekte ist groß, sie reicht von der Unterstützung und Begleitung Betroffener bis zu Aufklärungsinitiativen. Und Aufklärung und Aufmerksamkeit ist für dieses wichtige Thema nach wie vor nötig, gibt Daphne Lipp zu bedenken: "Ganz grundsätzlich ist es wichtig, über psychische Erkrankungen aufzuklären und zu informieren. Es ist leider immer noch so, dass das Stigma psychischer Erkrankungen sehr groß ist. Dies führt dazu, dass Betroffene möglicherweise auch Beratungs- und Hilfsangebote nicht oder erst spät in Anspruch nehmen."
So ist es der Stiftung auch ein Anliegen, dass bereits im jungen Alter für das Thema sensibilisiert wird: "Ich glaube, dass es eine ganze Reihe an Möglichkeiten gibt, wie man das Thema psychische Gesundheit thematisieren kann. Zum Beispiel unter den Schülerinnen und Schülern an Frankfurter Bildungseinrichtungen. Wie ist das Wissen ausgeprägt, wenn jemand psychisch erkrankt oder sich mental nicht gesund fühlt? In Schulen die Bandbreite der verschiedenen Krankheitsbilder zu zeigen und die ersten Symptome zu thematisieren, sodass eine Sensibilisierung erfolgen kann – das könnte bei Schülern und bei Eltern sehr hilfreich sein", betont Prof. Dievernich. Daphne Lipp konstatiert: "Ich glaube, dass es wichtig ist, dass es noch mehr unterstützende Angebote für Familien, Freunde und das gesamte Umfeld der Betroffenen gibt. So sehr ich es mir wünschen würde, dass psychische Belastungen und Probleme in der Gesellschaft bald wieder abnehmen, befürchte ich doch, dass uns das Thema noch länger begleiten wird. Genau deswegen ist ein weiteres Engagement der Stiftung sinnvoll und nötig."
Über die Förderlinie Psychische Gesundheit
Für die Förderung bewerben können sich gemeinnützige Träger aus Frankfurt, die sich des Themas annehmen und die Projekte dazu umsetzen. Das können Projekte sein, die neu erfunden werden, oder aber auch bereits bestehende Projekte. Neben sozialen Trägern können sich auch Bildungseinrichtungen oder kulturelle Träger bewerben, die das Thema aufgreifen und bearbeiten möchten. Wichtig ist der Stiftung, dass ein fachkundiger Umgang mit dem Thema gewährleistet ist. Die nächste Antragsfrist ist am 15. September. Alle Details unter sptg.de/psychische-gesundheit.