Die Polytechnische Gesellschaft Frankfurt und die Goethe-Universität Frankfurt haben eine umfassende Kooperationsvereinbarung zur langfristigen Unterstützung des Instituts für Bienenkunde in Oberursel unterzeichnet. Mit dem Vertrag wird nicht nur die wissenschaftliche Arbeit des Instituts auf eine verlässliche Grundlage gestellt, sondern auch der Umzug in ein neues, von der Polytechnischen Gesellschaft errichtetes Forschungsgebäude ermöglicht.
Das neue Institut, das über mehr als 2.000 Quadratmeter Nutzfläche verfügt, vereint künftig Forschung, Lehre, Imkerei und Bildungsarbeit unter einem Dach. Es ersetzt die bisherigen Räumlichkeiten in Oberursel - ein Gebäudekomplex aus den 1950er- und 60er-Jahren - die den Anforderungen moderner Bienenforschung nicht mehr gerecht wurden. Der Bau auf einem 6.500 Quadratmeter großen Grundstück am Rand von Oberursel wurde im Sommer 2025 fertiggestellt und kostete rund 15 Millionen Euro. "Wir bringen an unserem neuen Standort in Oberursel Forschung, Lehre, Imkerei und Bildungsarbeit unter einem Dach zusammen. Gleichzeitig erfüllt das Gebäude höchste Standards klimagerechten und ökologischen Bauens", betonte Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger, Präsident der Polytechnischen Gesellschaft und ehemaliger Generaldirektor der Senckenberg-Gesellschaft. Das Projekt sei ein "Leuchtturm mit Strahlkraft weit über die Metropolregion Frankfurt Rhein-Main hinaus".
Auch die Universität zeigt sich erfreut über die neue Etappe der Zusammenarbeit. "Unsere Zusammenarbeit zeugt von der festen Verankerung der Stiftungsuniversität in der bürgergesellschaftlichen Tradition, die Frankfurt und die Region Rhein-Main als Wissenschaftsstandort so besonders macht", sagte Universitätspräsident Prof. Dr. Enrico Schleiff. "Biowissenschaftliche Forschung steht international derzeit stark unter Druck. Mit dieser Kooperation bieten wir einem bedeutenden Zweig der Biowissenschaften eine sichere und langfristige Perspektive. Die Polytechnische Gesellschaft hat mit dem von ihr finanzierten Institutsneubau wesentliche Voraussetzungen für eine exzellente Forschung geschaffen, dafür sind wir sehr dankbar."
Exzellente Infrastruktur für Forschung und Lehre
Die Forscherinnen und Forscher des Instituts arbeiten derzeit übergangsweise in Laborräumen auf dem Campus Riedberg. Mit dem neuen Vertrag kann nun die technische Ausstattung für das neue Gebäude beschafft werden. Der Umzug des Instituts erfolgt schrittweise: Zunächst ziehen Leitung, Verwaltung und Imkerei um, gefolgt von den wissenschaftlichen Laboren. Die feierliche Eröffnung ist für das erste Halbjahr 2026 geplant, der vollständige Betrieb soll im Laufe des Jahres aufgenommen werden.
Institutsleiter Prof. Grünewald bezeichnet die Kooperation als "einzigartig in Deutschland". Sie garantiere nicht nur moderne Forschungsbedingungen, sondern stehe für eine "polytechnische Unternehmung mit Tradition und Zukunft".
Langjährige Partnerschaft mit neuer Perspektive
Die Zusammenarbeit zwischen der Polytechnischen Gesellschaft und der Goethe-Universität reicht bis in die 1960er Jahre zurück und begann mit der Erforschung der Varroa-Milbe. Im Jahr 2007 wurde das Institut organisatorisch als Tochtergesellschaft der Polytechnischen Gesellschaft in den Fachbereich Biowissenschaften der Universität integriert. 2008 folgte die Einrichtung einer Stiftungsprofessur für Bienenforschung, auf die Prof. Dr. Bernd Grünewald berufen wurde. Er leitet das Institut bis heute.
Mit dem neuen Vertrag sichert die Polytechnische Gesellschaft die finanzielle Ausstattung der Stiftungsprofessur weiterhin jährlich ab. Zudem stellt sie der Universität das neue Institutsgebäude sowie den angeschlossenen Insektengarten unentgeltlich und zeitlich unbegrenzt zur Verfügung. Die Goethe-Universität trägt im Gegenzug die Kosten für die forschungsbezogene Ausstattung, Unterhaltung und den laufenden Betrieb.
Ein Institut mit internationalem Renommee
Das 1937 gegründete Institut für Bienenkunde genießt internationales Ansehen für seine Forschung zu Gehirn, Verhalten und Physiologie der Honigbiene. Zudem beherbergt es die weltweit größte wissenschaftliche Sammlung von Honigbienen. Ein Alleinstellungsmerkmal des Instituts ist die enge Verzahnung von universitärer Grundlagenforschung mit praktischer Imkerei. Die dort betriebene Ausbildungsimkerei ergänzt das wissenschaftliche Profil um einen praxisnahen Bildungsauftrag.