Stadtteil-Historiker

Gesucht: Bürger, die Geschichte schreiben

12. September 2022, von Jens-Ekkehard Bernerth. Foto: Dominik Buschardt

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Für die kommende neunte Generation der Stadtteil-Historiker sucht die Stiftung Polytechnische Gesellschaft engagierte Bürgerinnen und Bürger, die sich ehrenamtlich der Aufarbeitung eines stadt- oder stadtteilgeschichtlichen Themas ihrer Wahl widmen möchten. Der Bewerbungszeitraum hat ab sofort begonnen, Bewerbungsschluss ist der 15. Dezember 2022. Das 18-monatige Programm startet im Februar 2023.

Seit 2007 erforschen zahlreiche Stadtteil-Historikerinnen und -Historiker die Geschichte Frankfurts. Im Lauf der Zeit wurden unter anderem die Herkunftsgeschichten Rödelheimer Geschäftsleute, die Geschichte der Frankfurter Jazz-Szene oder die Historie der Villa Kennedy recherchiert und veröffentlicht. Das Projekt der Stiftung Polytechnische Gesellschaft leistet einen wichtigen Beitrag zur Recherche und Sichtbarmachung der Lokalgeschichte.

Für den nächsten Durchgang des Programms sucht die Stiftung ab sofort wieder 25 engagierte Frankfurter Bürgerinnen und Bürger, die ehrenamtlich ein stadt- oder stadtteilgeschichtliches Thema ihrer Wahl aufarbeiten möchten. Thematisch ist eine große Bandbreite möglich: Die Hobbyhistoriker können sich beispielsweise mit der Entwicklung bestimmter Straßen, Orte oder Plätze beschäftigen, das Leben einer historischen Frankfurter Persönlichkeit erforschen oder die Historie einer traditionsreichen Institution aufarbeiten.

Teilnehmen kann jeder Geschichtsinteressierte, unabhängig von Alter oder beruflichem Werdegang. Besonders zur Bewerbung ermutigt werden Schülerinnen und Schüler, Studierende sowie Frankfurter Bürgerinnen und Bürger mit Zuwanderungsgeschichte. Vom Bewerbungsverfahren ausgeschlossen sind Personen, die hauptberuflich als Historiker tätig sind. Die Stiftung unterstützt auf Wunsch bereits bei der Konkretisierung des Themas und der Vorbereitung der Bewerbung.

"Themen vor der Haustüre"

"Die Stadtteil-Historikerinnen und Stadtteil-Historiker finden ihre Themen oft buchstäblich vor ihrer Haustür: Sie erkunden die Historie einer Institution in der Nähe ihres Wohnorts, wie zum Beispiel die Geschichte des Diakonissenhauses im Nordend. Das Wissen, das sie sich erarbeiten, teilen sie später mit anderen Interessierten, indem sie ihre Recherchen öffentlich vorstellen. Die Stadtteil-Historiker beleuchten Facetten der Stadtgeschichte, die von der Fachhistorie eher nicht untersucht werden. So leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der Lokalgeschichte", beschreibt Projektleiterin Dr. Katharina Uhsadel die Wirkung des Projekts.

Das Programm startet im Februar 2023 und bietet Laienhistorikern inhaltliche und finanzielle Unterstützung: Pro Projekt werden 1.500 Euro für Recherchekosten bereitgestellt. Darüber hinaus ist der Projektkoordinator Dr. Oliver Ramonat kontinuierlicher Ansprechpartner für fachliche und praktische Fragen. Er lädt auch zu den monatlichen informellen Treffen der Stadtteil-Historiker ein, in denen der aktuelle Stand der Projekte und offene Fragen besprochen werden können. Zwei von erfahrenen Historikern gestaltete "Werkstatt-Treffen", die grundlegende Aspekte der Stadtentwicklung sowie methodische Fragen der Stadtteil-Historiker behandeln, runden die Förderung ab. Nach Ablauf der 18-monatigen Projektphase stellen die Stadtteil-Historiker ihre Ergebnisse öffentlich vor. Ob zum Beispiel in Form einer Broschüre, einer kleinen Führung, einer Ausstellung, einer Webseite oder eines Films, kann jeder Stadtteil-Historiker selbst entscheiden.

Bewerbungsschluss ist der 15. Dezember 2022.

Die Auswahl der Teilnehmer übernimmt eine Jury, der

  • Dr. Thomas Bauer (Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main)
  • Dr. Jan Gerchow (Direktor des Historischen Museums Frankfurt)
  • Dr. Andrea Hohmeyer (Leiterin Corporate Archives Evonik Industries AG)
  • Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich (ab 1. Oktober 2022 Vorstandsvorsitzender der Stiftung Polytechnische Gesellschaft)

angehören.

Ausführliche Informationen zum Projekt, zum Bewerbungsverfahren und die Kontakte der Ansprechpartner sind unter www.stadtteil-historiker.de zu finden.

Neben Frankfurt forschen Stadtteil-Historiker inzwischen auch in Wiesbaden, Darmstadt-Eberstadt, im Ruhrgebiet und als Stadt-Historiker in Bad Homburg.