Die Residenz@School-Konzerte gehören zu den ersten musikalischen Höhepunkten eines jeden neuen Jahres. Im Mozart Saal der Alten Oper präsentieren verschiedene Ensembles der Musikschule Frankfurt und Frankfurter Schule die Ergebnisse ihrer Zusammenarbeit mit einem renommierten Jazz-Künstler. Das Programm „Jazz und Improvisierte Musik in die Schule!“ (JIMS) ermöglicht den Schülerinnen und Schülern, gemeinsam mit internationalen Größen zu musizieren.
In diesem Jahr hatte der israelische Jazzpianist und Komponist Omer Klein die Residenz inne – und einmal mehr wurde im Abschlusskonzert die Schönheit der Musik gefeiert. Die jungen Musikerinnen und Musiker zeigten nicht nur ihr Können, sondern auch ihren Mut, sich vor großem Publikum zu präsentieren.
Ein Moment, der bleibt
Man könnte vieles, was an diesen Abenden geschieht, mit Superlativen beschreiben. Wie die jungen Musikerinnen und Musikern vor vollem Haus, auf großer Bühne, wie alte Hasen abgebrüht ihr Set spielen. Wie sie diesen einen Moment der vollen Aufmerksamkeit ohne Scheu nutzen und ihre Soli souverän abliefern. Wie sie mit einem Weltstar auf derselben Bühne stehen, aber nicht als Statisten, sondern gleichwertige Protagonisten auf Augenhöhe agieren, Raum für ihre Künste erhalten und so vermutlich für ein Leben lang geprägt werden - oder aber zumindest eine Erfahrung gemacht haben, die sie wohl niemals vergessen werden.
Doch nicht nur für die Schülerinnen und Schüler ist das Projekt etwas Besonderes. Auch für die Starmusiker eröffnet sich eine ungewohnte Situation. Klar, sie sind Profis, geben selbst Unterricht und spielen Konzerte. Doch die Verquickung eines renommierten, internationalen Profis mit Schulbigbands, der Jugend Bigband der Musikschule Frankfurt sowie dem Frankfurter Schüler-Jazzensemble - der Talentschmiede von JIMS - das dürfte auch für sie ein Novum sein.
Omer Klein etwa erzählt, dass er vor den ersten Proben unsicher war: Sollte er die jungen Musiker einfach spielen lassen – sie sind ja noch Kinder? Oder sollte er sie mit einer professioneller Herangehensweise fordern?
Er entschied sich für Letzteres. Mit Geduld und Liebe zum Detail feilte er an Kleinigkeiten, korrigierte Noten und Tempi, forderte neue Herangehensweisen. Doch nach den ersten Proben fragte er sich: War das die richtige Entscheidung? Hatte er zu viel verlangt?
Die Antwort gab das Konzert selbst: Die Schülerinnen und Schüler nahmen jede Kritik an, arbeiteten hart und überraschten ihren Mentor schließlich mit einer Performance auf deutlich höherem Niveau als noch in der Generalprobe. „Ich bin wirklich beeindruckt“, so Klein, als er die 12- bis 18-Jährigen auf der Bühne lobt.
Ein Konzert voller Energie und Emotionen
Das Publikum erlebt einen mitreißenden Abend, moderiert von Gernot Dechert, der gemeinsam mit Nina Hacker das Projekt leitet. Seit Jahren leisten die beiden Vollblutmusiker herausragende Nachwuchsarbeit – die jährliche Residenz ist dabei ein besonderes Highlight.
Jedes Konzert nimmt eine eigene Richtung, geprägt von der Persönlichkeit des Gastkünstlers und der Songauswahl der teilnehmenden Schulen. 2023 war es unter Michael Wollny eine melancholische, tiefgehende Darbietung, während Nils Landgren 2022 eine wahre Jazz-Party entfachte.
Omer Kleins Residenz strahlte vor allem trotz aller Filigranität Leichtigkeit aus – ohne dabei banal zu sein. Titel wie „Cold Duck Time“ (Eddie Harris), „25 or 6 to 4“ (Chicago), „Cheek to Cheek“ (Irving Berlin, bekannt durch Ella Fitzgerald und Louis Armstrong) oder Kleins eigene Kompositionen „Niggun“ und „Blinky Palermo“ sorgten für mitreißenden Swing und eine willkommene Ablenkung von den turbulenten Zeiten. Besonders glänzte die Bettinaschule, die „Cheek to Cheek“ wunderbar interpretierte.
Und wenn dann ehemalige Teilnehmerinnen wie Johanna, die im Vorjahr noch bei Till@school die Bigband der Musikschule auf der Bühne des Mozart Saals angeleitet hatte, dieses Mal als Zuschauerin auf der Empore sitzt und ihre ehemaligen Mitspieler lautstark und begeistert anfeuert, wird klar: Dieses Projekt hinterlässt Spuren. Die Liebe zum Jazz, die hier geweckt wird, wird wohl niemals verstummen.
Über Jazz und Improvisierte Musik in die Schule
Jazz und Improvisierte Musik in die Schule! (JIMS) wurde 2011 von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft ins Leben gerufen und 2014 in die Trägerschaft der Musikschule Frankfurt übergeben. Das Programm hat das Ziel, Schüler aller Alters- und Niveaustufen als aktive Musiker und Hörer für Jazz und Improvisierte Musik zu begeistern. Die Stiftung Polytechnische Gesellschaft und die Musikschule Frankfurt möchten Jazz als kulturelles Erbe der Stadt Frankfurt neu ins Bewusstsein rufen und zugleich einen innovativen Beitrag zur musikalischen und kulturellen Bildung junger Frankfurter leisten. JIMS besteht aus drei Säulen: Musikvermittlung nach Bausteinen, Jazz entdecken sowie Jazz spielen. Alle Details stehen auf der Website des Programms sowie dem Steckbrief hier auf sptg.de.