Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Star-Musiker ein Schulprogramm besucht. Und falls doch, fragt man sich vorab ja gerne mal, wie das erste Zusammentreffen abläuft, wie die Chemie ist, was geschehen wird, wie der Star sich gibt.
Im Falle von Nils Landgren, des ersten "Jazz Residency"-Künstlers an der Alten Oper, können diese Fragen einfach und schnell beantwortet werden: bodenständig, lässig, mitreißend, cool. Als der 65-jährige schwedische Starposaunist ins Kabinett im zweiten Stock der Musikschule mitsamt Gepäck und Instrumentenkoffer eintraf, begrüßte ihn das Schülerensemble unter Anleitung des Saxophonisten Peter Klohmann standesgemäß mit der starken Groove-Nummer "I love you" aus der Feder Klohmanns. Nun hätte Landgren die Möglichkeit gehabt, staatstragend und bedächtig dem mitreißenden Stück zuzuhören, um danach die jungen Musiker mit netten Worten zu begrüßen und ihnen seinen Dank auszusprechen.
Doch was machte der Schwede?
Packte flugs seine berühmte rot-goldene Posaune aus, und stimmte munter und frei improvisierend in das ihm völlig unbekannte Stück mit ein, um seine außergewöhnlichen Fähigkeiten am Instrument zu zeigen. Anstelle vieler Worte wählte er die Sprache der Musik, die sein Leben von frühester Kindheit an prägte.
Was für ein Einstieg.
Die nächste Zeit verbrachte Nils Landgren mit dem Schüler-Ensemble und der Nachwuchs-Bigband, die von Gernot Dechert betreut wird. Landgren leitete die Schülerinnen und Schüler an, gab ihnen Tipps, motivierte sie und freute sich, mit den jungen Talenten gemeinsam zu musizieren – stets darauf bedacht, sie mit Verbesserungsvorschlägen zu ermutigen, statt sie mit Kritik zu demotivieren.
Im Anschluss an die finale Jam-Session, an der alle Musikerinnen und Musiker teilnahmen und die eine sichtlich euphorisierte Schülerschar hinterließ, konnten die jungen Leute noch Fragen an Nils Landgren stellen. Egal ob es um seinen Werdegang oder seine Lieblingsstücke ging, jede Frage wurde ausführlich und wertschätzend beantwortet.
Nach vier intensiven Stunden wurde die rot-goldene Posaune wieder eingepackt. Und während die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von JIMS das Kabinett von der aufregenden Live-Musik-Umgebung zurück in den tristen Konferenzsaal verwandelten, schwebte noch Nils Landgrens Geist durch den Raum, der die jungen Leute definitiv nachhaltig geprägt und begeistert haben dürfte und eine wunderbare Grundlage für den nächsten Workshop gelegt haben dürfte, der Ende Januar stattfinden wird.
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