Portrait

Was macht eigentlich...
Sara Galab?

18. August 2020 von Alexander Jürgs

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Es war ihre Grundschullehrerin, die Sara Galab für den Deutschsommer der Stiftung Polytechnische Gesellschaft vorgeschlagen hatte. 2012 war das, heute sagt Sara Galab, dass das Angebot ihr viele Chancen eröffnet hat.

Im Ferienlager im Taunus konnte sie damals ihre Deutschkenntnisse verbessern, lernte sie Schüler und Schülerinnen von anderen Frankfurter Schulen kennen, spielte Theater. "Der Deutschsommer hat mich sehr geprägt", sagt sie. Zu einigen, auf die sie damals traf, hält sie bis heute Kontakt. "Wir sehen uns nicht ständig, aber über die sozialen Netzwerke sind wir verbunden", erzählt die 17-Jährige.

Der Deutschsommer blieb nicht das einzige Stiftungsprogramm, an dem Sara Galab partizipierte. Als ihr Übergang von der Grundschule auf die weiterführende Schule anstand, nahm sie am Diesterweg-Stipendium teil. Das Angebot richtet sich nicht bloß an einzelne Stipendiaten, sondern an komplette Familien. Nicht nur die Schüler selbst, sondern auch ihre Eltern und Geschwister werden gefördert.

"Zu Beginn der neunziger Jahre sind meine Eltern aus Eritrea nach Frankfurt gekommen, meine drei älteren Geschwister und ich sind hier in der Stadt geboren", erzählt sie. "Das Diesterweg-Stipendium war für unsere Familie eine große Chance", erinnert sie sich. "Wir konnten vieles erleben, was uns sonst verschlossen geblieben wäre: Wir haben gemeinsam Kurse in der Schirn Kunsthalle besucht, waren auf dem Campus der Goethe-Universität unterwegs oder bei einer nächtlichen Taschenlampenführung im Senckenberg-Museum." Auch während des Diesterweg-Stipendiums schloss Sara Galab Freundschaften, von denen viele bis heute halten. Für ihre Schulkarriere waren die Programme enorm wichtig, sagt sie. Ihr Deutsch und ihre Noten haben sich verbessert, aber auch ihr Selbstvertrauen ist gewachsen. Sie engagierte sich als Klassensprecherin und als Schülersprecherin.

»Das Diesterweg-Stipendium war eine große Chance für meine Familie. Wir konnten vieles erleben, was uns sonst verschlossen geblieben wäre.« Sara Galab Stipendiatin der Stiftung Polytechnische Gesellschaft

Ein drittes Programm, an dem sie teilnahm, war das Kolleg für junge Talente. Jeweils 20 junge Menschen aus Frankfurt werden pro Jahrgang für dieses "Studium generale" ausgewählt. Es gibt Workshops in den unterschiedlichsten Disziplinen, etwa in Musik, Technik, Philosophie oder Literatur, das Programm soll auch dabei helfen, für die eigene akademische Laufbahn oder den Einstieg ins Berufsleben die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Sara Galab, die als einzige Realschülerin aus ihrem Jahrgang am Kolleg teilnahm, debattierte mit ihren Mitstipendiaten über Vor- und Nachteile von Künstlicher Intelligenz, konnte Einblicke in die Meteorologie gewinnen, erfuhr Hintergründe über die Entstehung des Grundgesetzes. "Das waren spannende Themen, die in der Schule oft zu kurz kommen", sagt sie.

Eine fiktive Partei gegen den Fremdenhass

Teil des Kollegs war auch eine Projektarbeit, die in Gruppen entwickelt wurde. Sara Galabs Team hat sich dabei mit dem Thema Fremdenhass auseinandergesetzt. Sie haben eine fiktive Partei gegründet, deren Ziel es ist, den Hass gegen andere zu bekämpfen. Für diese Partei haben sie ein Programm entwickelt und ihre Forderungen aufgeschrieben. "Uns war schnell klar, dass der Kampf gegen Ausgrenzung früh beginnen muss", sagt sie. "Schon im Kindergarten muss vermittelt werden, dass Angst vor Fremden falsch ist." Bei der Abschlusspräsentation haben sie und ihre Mitstreiter dann ihr "Parteiprogramm" vor ihren Familien, Mitarbeitern und Förderern der Stiftung präsentiert. "Das kam gut an", erinnert sie sich. "Viele haben gesagt: Euch würden wir wählen."

In einem anderen Projekt für die Stiftung hat Sara Galab einen Hiphop-Workshop auf die Beine gestellt. Tanzkurse gehörten genauso zum Programm wie die Möglichkeit, einen eigenen Rap-Song aufzunehmen. "Etwas zu organisieren, dafür zu sorgen, dass alles läuft, das macht mir riesigen Spaß", sagt sie. Sie träumt davon, diese Fähigkeiten in einem Universitätsstudiengang vertiefen zu können.

Auslandssemester als großer Traum

Ihr Wunsch wäre es, nach dem Abitur International Management zu studieren. Sara Galab würde auch gern ein paar Semester im Ausland verbringen. Reisen, etwas von der Welt sehen, den Horizont erweitern: Das ist ihr wichtig. Die Programme der Stiftung waren für sie eine wertvolle Stütze, sagt sie: "Zu wissen, dass neben der Familie noch jemand anderes hinter einem steht und einen unterstützt, wenn man in der Schule Probleme hat, das ist sehr schön."