Interview zu "Future Skills für Schulen"

Für die Schule von morgen

28. November 2024, von Jens-Ekkehard Bernerth. Foto: Philip Eichler

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Das Programm "Future Skills für Schulen" der Stiftung Polytechnische Gesellschaft dient der Qualifizierung und Entwicklung zukunftsorientierter Schulleitungsteams und Kollegien. Im Interview erläutert Projektleiterin Monika Röttele die Motivation hinter dem Programm, warum es gerade jetzt wichtig ist, Future Skills in Schulen zu integrieren, und wie die ersten Reaktionen ausfielen.

Was ist "Future Skills für Schulen", und warum gibt es das Programm?

Monika Röttele: Wir in der Stiftung sind überzeugt, dass die Bildungslandschaft – insbesondere Schulen – ein neues Verständnis von Kompetenzen und deren Vermittlung braucht. Es geht auch um die Lernumgebungen, in denen diese Kompetenzen gefördert werden. Deshalb haben wir das Programm entwickelt, um Schulen dabei zu unterstützen, ihre Unterrichtsgestaltung, Lernmethoden und Kompetenzvermittlung zukunftsorientiert auszurichten. Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Future Skills beschreibt genau diese Kompetenzen.

Welche Kompetenzen zählen zu Future Skills?

Monika Röttele: Es handelt sich nicht um neue Fähigkeiten, sondern um Kompetenzen, die seit Langem bekannt sind, aber zukünftig immer wichtiger werden. Dazu gehören u.a. Kollaborations- und Kommunikationsfähigkeit, kritisches Denken, Resilienz, Selbstwirksamkeit und Ambiguitätstoleranz. Sie helfen, sich in einer komplexen und unvorhersehbaren Welt zurechtzufinden. Da wir nicht wissen, wie sich Arbeitsmärkte, technologische Entwicklungen oder gesellschaftliche Herausforderungen gestalten, brauchen wir Menschen, die in der Lage sind, auf Unsicherheiten flexibel und konstruktiv zu reagieren.

An wen richtet sich das Programm?

Monika Röttele: Unsere Hauptzielgruppe sind Schulleitungen aller öffentlichen Schulen in Frankfurt. Teilnehmen können theoretisch alle, vorausgesetzt, die Schulleitung ist aktiv eingebunden und nimmt an den Modulen teil. Ein weiterer wichtiger Punkt: Die teilnehmenden Schulen müssen ein konkretes Schulentwicklungsvorhaben im Bereich Future Skills verfolgen.

»Schule sollte ein Ort des gemeinsamen Wachstums und der Inspiration sein.« Monika Röttele Stiftung Polytechnische Gesellschaft

Was ist das Hauptziel des Programms?

Monika Röttele: Es geht darum, die genannten Kompetenzen ganzheitlich und systemisch in Schule zu fördern. Wir möchten umfassende Organisationsentwicklungsprozesse anstoßen. Dazu gehören neue Formen des Lernens und Unterrichtens, die Qualifizierung des gesamten Kollegiums und die Einbindung von Eltern sowie weiteren Stakeholdern. Ziel ist es, die Schule als Ganzes zu transformieren und die Zusammenarbeit innerhalb der Schulgemeinschaft zu stärken.

Warum ist es gerade jetzt wichtig, Future Skills in Schulen zu integrieren?

Monika Röttele: Die Diskussion um die notwendigen Kompetenzen in der Schule ist aktueller denn je. Themen wie Klimawandel, politische und wirtschaftliche Krisen sowie globale Unsicherheiten zeigen, wie dringend Veränderung im Bildungssystem erforderlich ist. Jetzt ist der richtige Moment, um solche Entwicklungen voranzutreiben und Schulen fit für die Zukunft zu machen.

Wie können neue Inhalte nachhaltig etabliert werden?

Monika Röttele: Das hängt von der jeweiligen Schule ab, da jede ihre eigene Agenda entwickelt. Ziel ist jedoch, dass die Veränderungen spürbar in den Strukturen und Prozessen des Schulalltags verankert werden. Zum Beispiel durch interdisziplinären Projektunterricht oder das Lernen an außerschulischen Orten. Wichtig ist, dass diese Neuerungen über die reine Theorie hinausgehen und den Schulalltag nachhaltig prägen.

Ist das Programm mit Lehrplänen kompatibel?

Monika Röttele: Ja, die Schulen haben oft mehr Spielräume, als sie vermuten. Der Lehrplan erlaubt solche Anpassungen, und wir stimmen uns eng mit dem Staatlichen Schulamt ab, um sicherzustellen, dass alles regelkonform ist.

Wie waren die Reaktionen auf die ersten Seminare?

Monika Röttele: Die Rückmeldungen waren äußerst positiv. Besonders freut uns, dass viele Schulleitungen berichten, wieder an den Kern ihrer Motivation erinnert zu werden, warum sie diesen Beruf ergriffen haben. Die Seminare bieten zudem einen Raum, um sich intensiv mit Kolleginnen und Kollegen sowie anderen Schulen auszutauschen – etwas, das im Schulalltag oft fehlt. Die Teilnehmenden schätzen diesen Fokus auf Reflexion und Zusammenarbeit sehr.

Gibt es bereits konkrete Umsetzungen an den Pilotschulen?

Monika Röttele: Ja, jede Schule hat individuelle Pläne entwickelt. Zum Beispiel plant eine Schule eine große „Schulentwicklungsparty“, bei der die gesamte Schulgemeinschaft ihre Vision für die Zukunft der Schule erarbeiten soll. Andere Schulen haben kleinere, aber ebenso konkrete Vorhaben.

Wie wird der Erfolg des Programms gemessen?

Monika Röttele: Die Erfolgsmessung ist herausfordernd. Neben Feedbackrunden und Evaluationen der Teilnehmenden denken wir über Befragungen von Schülerinnen, Schülern oder Eltern nach, um Veränderungen wahrzunehmen und sie auch beschreiben zu können. Was ist jetzt besser an unserer Schule? Konkrete Veränderungen in Strukturen, Arbeitsabläufen oder Lernumgebungen sind ebenfalls Indikatoren. Hier planen wir, langfristig Besuche und Interviews mit den beteiligten Schule durchzuführen, um die Wirkung zu erfassen.

Wie stellen Sie sich die Schule der Zukunft vor?

Monika Röttele: Die Schule der Zukunft sollte ein Ort sein, an dem sich alle Beteiligten – von Lehrkräften über Schülerinnen und Schüler bis hin zum Hausmeister – willkommen und wertgeschätzt fühlen. Statt klassischer Klassenräume wünsche ich mir flexible Lernumgebungen, die zum Experimentieren und Entdecken einladen. Ziel ist es, die natürliche Lernfreude zu fördern und die Kreativität sowie den Forschergeist der Kinder lebendig zu halten. Kinder sollen erleben können, dass sie selbstwirksam und kompetent sind. Das sind die größten Motivationsfaktoren. Schule sollte ein Ort des gemeinsamen Wachstums und der Inspiration sein.